Schadsalze

Unter der Vielzahl möglicher Schadensquellen, welche die unterschiedlichsten Materialien der Restaurierung in ihrem Bestand bedrohen können, stehen lösliche Salze in der Praxis in vorderster Reihe. Abhängig von vielen äußeren Faktoren, oft aber auch bedingt durch die Bestandteile des Werkstoffs selbst, müssen die Schadsalze hinsichtlich ihrer Zusammensetzung, Kristallform, Menge und der genauen Position im Porenraum oder auf der Oberfläche des geschädigten Objekts analysiert werden, um die Ursache erkennen bzw. die Möglichkeiten zu ihrer Entfernung oder Passivierung planen zu können.

Der Bedeutung des Problems entsprechend, besteht international schon seit Längerem rege Forschungs- und Publikationstätigkeit zum Thema Schadsalz (siehe u.a. Salzwiki). Die diesbezüglichen Schwerpunkte unserer Abteilung liegen in der licht-und rasterelektronenmikroskopischen Analyse von Salzkristallisaten in Beziehung zum Substrat, dem sie aufwachsen bzw. in dessen Poren und Rissen sie kristallisiert sind. Die Resultate setzen wir in Bezug zu den Ergebnissen aus quantitativer Ionenanalytik, die von unseren Kooperationspartnern – überwiegend dem Naturwissenschaftlichen Labor des Bundesdenkmalamts, Dr. Farkas Pintér – durchgeführt und von uns objektbezogen ausgewertet wird. Diese Kombination aus qualitativen und quantitativen Analysen ermöglicht ein Maximum an Aussagen zum Problem und seiner restauratorischen Behebung.

Geht man allerdings in Richtung einer präventiven Konservierung im Sinne einer klimagesteuerten Passivierung von Salzen, um deren Lösungs- und Kristallisationszyklus zu unterbinden, dann ist man auf eine Reihe weiterer Untersuchungen angewiesen: Sorptionsisothermen werden in unserem Klimaschrank gravimetrisch gemessen, während ein alternativer Weg zur Beobachtung von Phasenumwandlungen und hygroskopischem Zerfließen neuerdings in einer Miniaturklimakammer unter dem Mikroskop verfolgt wird. Nicht zuletzt setzen wir auch auf Monitoring am Objekt selbst, um alle relevanten Veränderungen des Salzsystems im jahreszeitlichen Klimagang erkennen zu können.

Das bislang umfassendste Monitoring-Projekt unserer Abteilung war dem Innenraum der unterirdischen Virgilkapelle im Wiener Stadtzentrum gewidmet, wo wir im Auftrag des Wien Museum in mehrjähriger Untersuchungstätigkeit die Eckdaten für die bestmögliche Klimaführung zur Passivierung der enormen Mengen an Ausblühungssalzen erarbeiten konnten.

Auch weiterhin stellen Schadsalze ein häufiges Thema unserer Arbeiten dar, das wir durch eine stets verbesserte Orientierung an den Bedürfnissen der Restaurierung und Konservierung zu verbessern und entwickeln trachten. Über die Routine normgerechter Salzanalytik hinauszuwachsen ist für die Praxis so notwendig wie es einem Universitätsinstitut mit Forschungsauftrag angemessen ist. Da die Fragestellungen jedoch zumeist aus der Praxis kommen sollten, sind wir in der glücklichen Lage, seitens der betreffenden Institute der Angewandten sowie der Akademie der bildenden Künste Wien sowie von Restauratoren, Denkmalämtern und Museen mit interessanten Problemen konfrontiert zu werden. Aus jüngerer Zeit sind hier zwei umfangreiche Seminararbeiten am Institut für Konservierung und Restaurierung der Wiener Akademie der bildenden Künste zu nennen, die wir in wesentlichen Punkten mitbetreuen konnten und deren Erfahrungswerte wir nutzen dürfen.

Referenzen

J. Flaschberger: Mehrkomponentige tonmineralische Kompressen zur Salzextrahierung – Physikalische Eigenschaften und praktische Anwendung systematisch entwickelter Kompressenrezepturen (2014)

J. Knollmayr: Mikroskopie als Methode zur Untersuchung des Feuchteverhaltens von Schadsalzen unter bestimmten relativen Luftfeuchte (2019)