Naturwissenschaften in der Konservierung

Die naturwissenschaftliche Charakterisierung von Werkstoffen in Kunst- und Kulturobjekten kann wesentliche Antworten auf kunsttechnologische Fragen liefern, zugleich aber auch die alterungsbedingten Veränderungen an den Objekten beleuchten und damit Möglichkeiten zu ihrer Konservierung aufzeigen. Beide Aspekte sind für die Konservierung und Restaurierung von zunehmend wichtiger Bedeutung. Unter dem Begriff der Archäometrie erschließt ein ähnlicher Ansatz interessante Details zu Materialität, Machart, Herkunft und Alter archäologischer Funde und ermöglicht damit Einblicke in soziale und wirtschaftliche Gegebenheiten vergangener Epochen.

Zur Geschichte der Materialwissenschaften an der Angewandten

Als eine der ersten Einrichtung dieser Art in Europa wurde bereits im Jahre 1876 an der damaligen Kunstgewerbeschule am Stubenring ein Chemisches Laboratorium eingerichtet, das zunächst ausschließlich zur technischen Unterstützung der Kunstschaffenden und zur Durchführung von Forschungsaufträgen der Industrie diente.

Die Archäometrie im Sinne der Kooperation von Naturwissenschaften und Archäologie hingegen hielt erst später Einzug, nachdem im Jahre 1888 das an den Königlichen Museen zu Berlin gegründete Chemische Laboratorium für diese Arbeitsrichtung maßgebliche Schritte gesetzt hatte.

Im Laufe der Zeit kam es durch vielfache Änderungen in den Studieninhalten an der Angewandten zu wiederholten Neuausrichtungen und Umbenennungen des Labors, wobei seit den frühen 1980er Jahren zunehmend materialwissenschaftliche Themen der Restaurierung und Konservierung sowie der Archäometrie in den Vordergrund rückten. Seit 2017 werden diese Aktivitäten im Rahmen der Abteilung „Naturwissenschaften in der Konservierung“ des Instituts Kunst und Technologie durchgeführt.

Heutige Aufgaben

Als Kompetenzzentrum für den interdisziplinären Raum, der sich aus der Überschneidung von Kulturerbeerhalt und Archäologie mit den Materialwissenschaften ergibt, befassen wir uns mir der Korrosion und Konservierbarkeit von Artefakten ebenso wie mit deren Zusammensetzung, Alter, Echtheit und Provenienz. Die Schwerpunkte liegen auf mineralischen, textilen und metallischen Werkstoffen: An ihnen wird konservierungs-bezogene und archäometrische Forschung betrieben wird, die dann in die Lehre für Studierenden der Konservierung und Restaurierung einfließt.

Dank unserer Ausstattung betreiben wir heute im Bereich mineralischer Werkstoffe vorrangig Baustoffmikroskopie an antiken und historischen Objekten aus Stein, Mörtel, Putz, Wandmalerei und Keramik. Durch langjährige Forschungsarbeiten im Rahmen von EU-Projekten konnten wir uns hier als erstrangiges europäisches Kompetenzzentrum etablieren. Im Rahmen von Forschung und Lehre befassen sich mehrere Dissertationen mit zentralen Themen aus laufenden Projekten.

Im Textilbereich liegt der Schwerpunkt auf der Untersuchung gefärbter archäologischer und historischer Textilien. FWF- und EU-geförderte Forschungen betrafen zuletzt Hallstatt- und außereuropäische archäologische Textilien sowie spätantiken Textilien aus Ägypten. Farbstoffanalytik spielt hierbei eine wichtige Rolle.

Dienstleistungen auf höchstem Niveau bieten wir vor allem in den folgenden Bereichen an:

  • Datierung und Echtheitsbestimmung von Keramik mittels Thermolumineszenz;
  • Putz- und Farbschichtanalytik an Stein- und Architekturobjekten;
  • Salzanalytik
  • Zusammensetzung und Gefüge metallischer Objekten.

Für diese Aufgaben wird die institutseigene Licht- und Rasterelektronenmikroskopie eingesetzt, die durch verschiedene instrumentelle und Laborverfahren, welche bei uns oder unseren Kooperationspartnern verfügbar sind, ergänzt wird.

Apparative Ausstattung

  • Lichtmikroskopie für Durchlicht und Auflicht
  • Rasterelektronenmikroskopie (ESEM) mit energiedispersiver Röntgenanalytik (EDX)
  • Klimaprüfschrank
  • Probenpräparation
  • Nasschemisches Labor
  • Ultraschallprüfvorrichtung
  • Thermolumineszenz-Anlage

Zusätzliche apparative Möglichkeiten über Kooperationspartner

  • Röntgendiffraktometrie
  • Ionenchromatografie
  • FTIR

Lehrveranstaltungsangebot

Aktuelle Informationen in der Base Angewandte.

Leitung

ao. Univ.-Prof. Dr. Johannes Weber

Mitarbeiter

Amtsrätin Sonja Orman (Sekretariat)
AProf. Dipl.-Ing. Rudolf Erlach
Mag. rer. nat. Leonhard Gruber
Wiss. Mitarb. Ing. Robert Kralofsky
Wiss. Mitarb.in Mag.a art. Elisabeth Mascha (in Bildungskarenz)
Wiss. Mitarb. MSc. Anthony Baragona (in Bildungskarenz)
Johanna Altenburger (in Karenz)
AProf.in Mag.a rer. nat. Dr.in phil. Regina Hofmann-de Keijzer (im Ruhestand)